Cleverfit-Gründer im Interview: „Heilfroh, dass wir kaum Saunen haben“ (2024)

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Von: Matthias Schneider, Corinna Maier

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Cleverfit-Gründer im Interview: „Heilfroh, dass wir kaum Saunen haben“ (1)

Die Energiekrise trifft auch Fitnessstudios hart. Im Interview erklärt Cleverfit-Gründer Alfred Enzensberger seine Strategie zur Kosteneinsparung.

München – 100 Fitnessstudios in Bayern, 530 in Europa – Die Franchise-Kette Cleverfit dürfte den meisten ein Begriff sein. Der Sportriese sitzt in Landsberg am Lech – und hat seine erste Filiale 2005 in München eröffnet. Im Interview erklärt Gründer und Geschäftsführer Alfred Enzensberger, wie er von der Energiekrise profitieren und ein Studio in jedes Viertel bringen will.

Herr Enzensberger, in zwei Jahren Pandemie haben die Menschen gelernt, zu Hause zu trainieren. Wie ist die Bilanz der Studios?

Die Pandemie hat uns hart getroffen, immerhin waren die Studios einen Großteil der Zeit geschlossen. Es hat sich aber – auch dank harter Werbearbeit – gezeigt, dass die Menschen Heimtraining gerne als Ergänzung sehen, aber nicht als Ersatz. Da geht es sowohl um die Geräte als auch um den sozialen Aspekt. Wir haben es aber als erweiterten Arm begriffen und bieten für Mitglieder inzwischen auch Online-Kurse an, damit sie flexibel trainieren können.

Eine Krise jagt die nächste: Wie sehr treffen Sie die hohen Energiepreise?

Ich bin heilfroh, dass wir nur in 47 Studios in Deutschland von 518 Studios insgesamt eine Sauna installiert haben. Der Betrieb ist sehr energieintensiv und würde uns viel Geld kosten. Aber auch so haben wir Räume von durchschnittlich 1000 Quadratmetern Größe, da müssen wir natürlich sehen, wo man sparen kann. Wir arbeiten aber mit Hochdruck daran: Da geht es etwa um Lichtsensoren, die die Deckenleuchten in der Mittagssonne dimmen. Und wenn nur drei Leute im Studio sind, muss die Lüftung sicher nicht die gleiche Luftmenge umwälzen wie bei voller Auslastung. Aber auch Dinge wie Sparköpfe in den Duschen haben wir im Blick. Alles in allem glaube ich, dass wir 20 Prozent Energie einsparen können. Einen Teil der Mehrkosten werden wir aber wahrscheinlich an die Kunden weitergeben müssen.

Die Leute sparen beim Konsum, fürchten Sie keinen Mitgliederschwund?

Nein. Aber wir können an unsere Franchise-Nehmer, die ja eigenständige Unternehmen sind, natürlich nur Empfehlungen abgeben. Unsere Empfehlung liegt bei fünf bis zehn Euro. Fitness ist für die Menschen zum Alltagsbegleiter geworden, eine solche moderate Steigerung dürfte die wenigsten abschrecken. Ich glaube eher, dass wir unterm Strich mehr Mitglieder bekommen werden: Teurere Studios werden die Preise wegen ihrer Saunen und Schwimmbäder deutlich stärker erhöhen müssen.

Also wollen die Leute eher abgespeckte Angebote?

Es ist zumindest meine Überzeugung, dass die Menschen vielfältig, hochwertig und preiswert trainieren wollen. Außerdem muss etwas Alltägliches wie das Fitnessstudio zur lokalen Grundversorgung gehören – es will ja auch niemand drei Kilometer zum Bäcker fahren. Ich glaube, dass das die Entwicklung der nächsten zehn Jahre sein wird. Deshalb fangen wir gerade an, mit kleineren Konzepten wie „clever fit on“ für den ländlichen Raum in die Nahversorgung zu gehen. Das erste seiner Art hat gerade im baden-württembergischen Dietenheim aufgemacht, in Bayern sind schon einige in Planung. Da geht es dann eher um 400 Quadratmeter, damit wir in kleineren Städten auch mehr in die Wohngebiete gehen können.

Cleverfit-Gründer über Sparen in der Energiekrise und Stadtteilstudios

Sie sagten hochwertiges Training: Wie passt das mit Discountpreisen zusammen?

Wir konzentrieren uns größtenteils auf den sportlichen Bereich und verzichten – außer bei wenigen hochpreisigeren Ausnahmen – auf Wellnessaspekte. Außerdem bringt die Zentralisierung Vorteile: Wir haben vor einem Jahr unser eigenes Filmstudio gegründet, in dem wir Trainingsvideos produzieren. Damit kann dann jeder Kunde sein individuelles Training gestalten.

Und das wollen die Leute?

Absolut, die Menschen wollen flexibel trainieren, da ist ein digitaler Trainer auf Abruf ideal. Es ist ja auch nur ein Teil unserer Digitalisierungsstrategie: In unseren neuen Studios wird es Maschinen geben, die den Nutzer erkennen und sich automatisch einstellen. Dazu gehört natürlich auch die Körperwertemessung. Viele tracken ja schon ihren Schlaf und den Ruhepuls mit ihrer Smartwatch, das möchten sie dann natürlich auch beim Sport haben.

Was springt für die Franchise-Nehmer raus?

Neben unserem Konzept viele Leistungen für schlankes Geld. Dazu gehört die Ausbildung und die Lizenzierung von Personal. Für eine Trainerausbildung zahlen Sie normalerweise rund 1000 Euro – bei uns sind es 100. Das zahlt bei uns der Studiobetreiber. Das heißt, er hat einen Wettbewerbsvorteil als Arbeitgeber – für geringe Kosten. Man muss ja sehen: Unsere Konkurrenten sind zum Beispiel Supermärkte. Und wenn ein junger Mensch die Kostenhürde nicht mehr hat, entscheidet er sich vielleicht eher für eine Trainerausbildung bei uns. Die Fortbildungen machen wir an zehn eigenen Standorten, oft werden Mitglieder zu Mitarbeitern. Da hört es aber nicht auf: Wir machen auch Management-Schulungen, falls jemand sich fortbilden und in der Zentrale Karriere machen will. Bei Cleverfit arbeiten immerhin an die 6000 Menschen.

Kommen die Studiobesitzer auch aus Ihren Reihen?

Eher selten. Viele hätten sicher das Potenzial, aber die Einrichtung eines Studios kostet zwischen 800 000 und einer Million Euro – das ist für viele eine zu große Hürde.

Bald ist Neujahr. Wie wichtig sind die Neujahrsvorsätze für Sie?

Wir erwarten, dass wir auch dieses Jahr mehr Mitglieder gewinnen können. Der Trend zu Fitness und Gesundheit ist trotz Pandemie ungebrochen.

Interview: Corinna Maier und Matthias Schneider

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